Welche Zukunft wollen wir?

Dauert es noch weniger als ein halbes Jahrhundert, bis Maschinen so schlau sind wie Menschen? Toby Walsh, Professor für Künstliche Intelligenz an der Universität New South Wales mahnt in seinem Buch „2062“, dass wir uns mit den Folgen der technologischen Entwicklung auseinandersetzen müssen, damit der „Homo sapiens“ überlebt. Er schreibt für eine Zielgruppe, die keine Experten auf dem Gebiet der KI sind, sondern nimmt uns auf eine Reise in die Zukunft mit. Werden Roboter ein Bewusstsein entwickeln oder werden wir wir gar selbst zu Maschinen? Wie wird sich unsere Arbeit, unsere Gesellschaft und die Politik verändern? Es hängt von ab, welche Rolle Maschinen künftig spielen, wir entscheiden, müssen Weichen stellen, uns auseinandersetzen.

2062 Welche Zukunft wollen wir?

Computer lernen schneller und effektiver 

Der erste Abschnitt, eine Analyse dessen, was uns ausmacht: Wir haben das Feuer gezähmt, Kunstwerke geschaffen, die uns zu Tränen rühren, Musik komponiert, die berührt. Unser Erfolg: die Sprache, die Schrift, die Druckkunst – und letztlich damit unsere Fähigkeit zu lernen. Der Computer aber lernt schneller: Sie können ein Programm schreiben, das weiß, wie es einen eigenen Code verbessern kann, um diesen Code anschießend mit anderen Computern zu teilen. Und das ist nun mal effektiver, als das menschliche Lernen.

Maschine versus Mensch

Toby Walsh zählt acht Eigenschaften, in denen uns die Maschinen überlegen sind. Sie lösen Aufgaben rasend schnell und exakt, haben eine größere Speicherkapazität als das menschliche Gehirn, sind 24 Stunden einsetzbar, während wir schlafen müssen. Der Computer vergisst nichts und kennt keine Emotionen, weshalb seine Urteilsfähigkeit nicht beeinträchtigt werden kann. Unsere Möglichkeiten vom Austausch und Wissen sind begrenzt, während jeder Computer die Programme ausführen kann, die auf anderen Maschinen laufen. Der letzte Unterschied besteht darin, dass wir Menschen nicht besonders treffsicher in Entscheidungen sind. Einen Computer hingegen kann man so programmieren, dass er Wahrscheinlichkeiten exakt berechnet. 

Unsere menschlichen Stärken

Walsh zeigt aber auch, wo der Mensch unschlagbar ist und rät, dass wir unsere Stärken ausspielen müssen: Unsere Kreativität, unsere Anpassungsfähigkeit, unsere emotionale und soziale Intelligenz. Vor allem müssen wir all unsere Eigenschaften nutzen, die uns Menschen zu etwas Besonderen machen: Unsere Kunst. Unsere Liebe. Unser Lachen. Unseren Sinn für Gerechtigkeit und Fairness. Unseren Mut und unser Beharrungsvermögen. Unsere Zuversicht. Unseren menschlichen Geist. Unser Gemeinsinn. „So intelligent die Maschinen auch werden, sie werden immer Maschinen bleiben. Der „Homo digitalis“ wird die Vorteile hoffentlich nutzen und jede Aufgabe, die die Maschinen besser können, den Maschinen überlassen, um sich auf die menschliche Erfahrung zu konzentrieren.  Sein Verständnis von der Welt etwa oder die Flexibilität im Denken könne ihm keiner nachmachen.“

Trotzdem ist der Wissenschaftler davon überzeugt, dass dies nicht ausreicht, um uns retten. Der „Homo digitalis“ wird uns ablösen, aber die künstliche Superintelligenz stelle keine existentielle Bedrohung dar, zumindest nicht in absehbarer Zeit. Trotzdem: Wir stehen vor großen Herausforderungen. Nicht nur die Überwachung droht, sondern von den atomaren Waffen geht eine große Gefahr aus, es wird Gewinner und Verlierer bei den Jobs geben, Frauen werden den Anschluss verlieren und die Ungleichheit wird zunehmen. Die Umwälzungen, die durch die KI entstehen, machen eine radikale Veränderung des Wirtschaftssystems erforderlich. Das Grundeinkommen müsste ein fester Bestandteil der wirtschaftlichen Ordnung werden.

Ethische Regeln für Künstliche Intelligenz

Bis 2062 gilt die unsere Werte zu wahren und die ethischen Fragen im Umgang mit den Maschinen zu klären. Und so appelliert er am Schluss seines Buches, dass wir über den umfassenden Umbau unserer Gesellschaft nachdenken müssen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, aber wenn wir es schaffen, könnte KI unser Leben viel besser machen. „Sie kann uns allen zu einem gesünderen, wohlhabenden und sogar glücklicheren Leben verhelfen.“

Über Toby Walsh

Toby Walsh, der auch als »Rockstar der digitalen Revolution« bezeichnet wird, ist Professor für künstliche Intelligenz an der University of New South Wales, Australien. Seine Forschungsgruppe befasst sich mit der algorithmischen Entscheidungstheorie. 2016 wurde er mit dem NSW Premier’s Prize für herausragende Leistungen ausgezeichnet. 2017/18 war er Gastprofessor am Institut für Softwaretechnik und Informatik der TU Berlin.

Buchtipp

Buch-2062 Welche Zukunft wollen wir?

2062
Das Jahr, in dem die künstliche Intelligenz uns ebenbürtig sein wird

von Toby Walsh

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