Stefan Maier: Mit Nachhaltigkeit auf Erfolgskurs

Von Elita Wiegand

Er wirkt sanft, wache Augen, sportlich durchtrainiert, ein achtsamer Zuhörer, keiner, der sich in den Vordergrund spielt. Stefan Maier will entdeckt sein und wenn er sich öffnet, zeigt er seine verschiedenen Facetten: Er ist ein umtriebiger Geschäftsmann, Geschäftsführer des Unternehmens Prior1. Doch er ist auch ein kleiner Revoluzzer, ein aktiver Greenpeacer, der zum Beispiel vor Lidl gegen die Massentierhaltung demonstriert. Der gemeinsame Nenner: Das Bewusstsein für den Klimawandel schärfen und das zahlt sich für ihn und sein Unternehmen aus.

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Uferlos-Festival: Informationen und Aktionen zu Klimawandel und seinen Ursachen

Unternehmen nachhaltig aufgestellt    

Oft braucht es einen Anstoß, um etwas zu verändern. Das Buch von Naomi KleinDie Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima“ hat ihn wachgerüttelt. Stefan Maier verschlingt die schonungslose Analyse der weltbekannten Aktivistin. Sie beschreibt, dass der Klimawandel zur Existenzkrise für die menschliche Spezies geworden ist, übt Kritik an dem rücksichtlosen Verbrauch der Ressourcen, an unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem, das auf Profit ausgelegt ist, an der Gier und den Folgen des ewigen Wachstums. „Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich etwas tun muss“, betont Stefan Maier. Seine Stimme verändert sich, klingt entschlossen: „In meinem Unternehmen kann ich den Hebel ansetzen, um etwas zu bewirken.“ Ärmel hochkrempeln, anfangen!

Es zahlt sich aus 

Der Geschäftsführer ernennt einen Nachhaltigkeitsbeauftragten. Der Energieverbrauch wird gedrosselt, Umstieg auf Ökostrom. Mülltrennung, nachhaltiges Büromaterial, Themenabende für die Mitarbeiter, ein Mobilitätskonzept, dass zur Bahn oder hin zu einem sparsameren Auto führt und es werden tausende Bäume gepflanzt. Und Prior1 hat sich sogar für die Gemeinwohlbilanz entschieden. Das Arbeitsklima verbessert sich kontinuierlich – Beziehungen auf Augenhöhe! Eine anonyme Befragung der Mitarbeiter fällt besonders positiv aus: 1.1 lauten die Bestnoten für den Arbeitgeber. Und selbst der Krankenstand ist gesunken und die Fluktuation ist nahe Null. Während derzeit viele Unternehmer händeringend Fachkräfte suchen, hat Stefan Maier damit keine Probleme: Bei ihm melden sich Top Ingenieure, die sich für einen Arbeitsplatz bei Prior1 bewerben. Doch Stefan Maier ist nicht davon getrieben, den Umsatz zu erhöhen oder noch mehr Profit zu machen. Es ist fast nebensächlich, aber vermutlich eine Folge der Nachhaltigkeit: Das Prior1 Team hat seit 2015 den Umsatz verdreifacht und die Anzahl der Mitarbeiter hat sich auf das Doppelte erhöht. 

Etwas Sinnvolles tun

Er bleibt bescheiden. Verzicht? Der Begriff beinhaltet auf scheinbare Bequemlichkeiten zu verzichten, Genuss oder Luxus zu entbehren. Für den Veganer ist es anders: Ihn locken die Herausforderungen, er will den inneren Schweinhund überwinden, achtsamer sein, die Natur, seine Umgebung, die Menschen wahrnehmen. „Ich lebe viel bewusster und intensiver und freue mich etwas Sinnvolles zu tun“, entgegnet er. So hat der Prior1 Unternehmer nach einem Selbstversuch vor zwei Jahren seinen Mercedes abgeschafft und fährt ausschließlich mit dem Zug. Die Reisezeit sei zwar manchmal länger, dafür habe er Lebenszeit gewonnen, weil er im Zug seine Mails beantwortet, liest oder Projekte und Meetings vorbereitet. „Wenn ich ankomme, habe ich meine Arbeit erledigt und der Schreibtisch ist leer“, schmunzelt er.

Konsumzwang hinterfragen

Jetzt will er sich „entmüllen“, von Überflüssigem trennen und sich aus den Fesseln des Kaufzwangs befreien. Vor kurzem hat er sich auf einen Konsumverzicht eingelassen, ein sechswöchiges Experiment mit Langzeitwirkung. Anfangs verspürte er den Drang zu kaufen, klebte an den Auslagen der Schaufenster, prasselten die Werbebotschaften auf ihn ein. „Der Konsumrausch war mir zuvor gar nicht bewusst und ich hätte gelacht, wenn mir das jemand gesagt hätte“, so Maier.  Doch inzwischen hat sich der Kopf beruhigt, hat sich das unbedingte „haben wollen“ aufgelöst. Heute bummelt er entspannt durch die Einkaufsstraßen. Der kleine Nebeneffekt: Früher hat er manchmal zwei Bücher pro Woche angeschafft, aber die will er nicht mehr horten und so verschenkt er Gelesenes, kramt die Bücher heraus, die bislang als Staubfänger ungelesen im Regal standen oder kauft Gebrauchtes.

Revoluzzer gefragt! 

Was treibt Stefan Maier an? „Wir müssen erkennen, dass wir die Zukunft unserer Kinder verspielen. Deshalb müssen wir schnell alle Kräfte für den Umweltschutz mobilisieren, denn es gibt keinen Planeten B. „Mich macht es wütend, dass viele Menschen gleichgültig reagieren“, betont er. Deshalb engagiert er sich in einer Organisation mit Power und hat im bayrischen Moosburg eine Greenpeace Gruppe mitbegründet. Mit dabei sind Mitglieder aus den unterschiedlichsten Branchen: Zum Beispiel ein QM Manager, ein Vertriebsleiter und ein Physiotherapeut. „Wir erreichen über die Zusammensetzung der Gruppe auch andere Menschen, weil wir wie Manager unsere Gruppe organisieren und unsere Aktionen strukturieren“, erzählt er. Inzwischen sind 25 Jugendliche, Frauen und Männer in der Gruppe aktiv. Sie demonstrieren für ein besseres Klima, gegen Kohlekraftwerke oder Billigfleisch. Und manchmal machen sie mit waghalsigen Aktionen auf Missstände aufmerksam.

Der Aktivist ist davon überzeugt, dass wir in unserer Gesellschaft viele Revoluzzer brauchen, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen Aktionen, die wachrütteln, Menschen, die klare Aussagen treffen, die anecken, Meinung vertreten und politische Botschaften vermitteln. „Werdet wach, schaut was wirklich im Leben wichtig ist, informiert Euch!“, lautet der Appell von Stefan Maier. Er wünscht sich eine Bewusstseins-Revolution.

Stefan Maier ist ZukunftsMacher.