Mobilität ohne Scham

von Elita Wiegand

Fliegen ist beliebt – und schadet der Umwelt. Die Fliegerei macht 2,5 Prozent des weltweiten CO2 Ausstoßes aus.

Durch das steigende Umweltbewusstsein wurde vor einigen Jahren der Begriff „Flugscham“ geprägt. Die schwedische nationale „Flygskam- Kampagne“ führte zu einem Rückgang des Inlandsflüge um neun Prozent. Natürlich ist es möglich, den Flugverkehr vor allem im Inland einzuschränken. Doch gerade durch die Globalisierung, können wir geschäftliche Kontakte nicht nur auf Zoom-Meetings begrenzen.

Die Lösung? Einige Unternehmen setzen inzwischen auf eine umweltfreundlichere Art des Reisens: Luftschiffe oder Blimps sind wieder im Aufwind.

Was ist ein eigentlich ein Luftschiff?

Der Begriff „Luftschiff“ umfasst motorisierte Fahrzeuge, die mit einem Gas gefüllt sind, das leichter als Luft ist, wie Helium oder Wasserstoff. Gegenüber anderen Fluggeräten sind Blimps ruhig und vibrationsarm und erreichen durch einen relativ geringen Kraftstoffverbrauch eine lange Einsatzdauer. Zunächst wurden Luftschifffe sie für Bombenangriffe eingesetzt. Ende der 1920er Jahre dann wurden auch Passagiere befördert. Graf Zeppelin wurde durch zahlreiche spektakuläre Fahrten berühmt – dazu zählen unter anderem eine 20-tägige Weltfahrt und die Polarfahrt. Mitte der 1930er Jahre wurden regelmäßig auch  transatlantische Passagierflüge angeboten. 

Luftschiffe brauchen keinen Treibstoff, um vom Boden abzuheben, sie brauchen ihn nur, um vorwärts zu treiben. Wasserstoff war anfangs das Traggas, da es billig und reichlich vorhanden war und zudem leichter als Helium ist. Doch die Explosion der Hindenburg im Jahr 1937 bescherte der Passagierluftschiffindustrie das Aus.

Mit dem Luftschiff an den Nordpol   

Passagierluftschiffe könnten bald ein Comeback feiern. Das schwedische Unternehmen „OceanSky Cruises“ bietet Expeditionen zum Nordpol an. Die ungewöhnliche Reise mit dem Luftschiff startet im Jahre 2023/24, aber bereits jetzt kann man den Trip reservieren. Eine Kabine für zwei Personen kostet etwa 65.000 Dollar.

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Carl-Oscar Lawaczeck, CEO von OceanSky Cruises ist von den Vorteilen überzeugt. Die ökologische Nachhaltigkeit der Luftschiffe ist nur der Anfang. „Wenn man Luftschiffe mit Flugzeugen vergleicht, überwiegen die Vorteile“, sagt er. „Alles ist leichter, billiger und einfacher.“ Und: Sie sind viel geräumiger und können größere und schwerere Lasten tragen.

So sind Luftschiffe in dem Komfort mit Kreuzfahrtschiffen vergleichbar: Man hat ein eigenes Zimmer. Es gibt ein Restaurant und eine Bar und sogar einen Glasboden als Beobachtungsraum. 

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Der Nachteil: Luftschiffe sind gegenüber Flugzeugen etwa ein Fünftel langsamer. Und: Helium ist teuer und knapp. Doch OceanSky ist nicht das einzige Unternehmen, das in Luftschiff investiert. 

Die Unternehmen setzen auf Luftschiffe

Google-Mitbegründer Sergey Brin gründete das Unternehmen LTA. Sein Antrieb: Er will ultra-billige Fahrzeuge für humanitäre Missionen bauen. Weil Luftschiffe ohne Start- und Landebahnen auskommen, bieten sie Möglichkeit, dass man Güter an entfernte, schwer erreichbare Standorte transportieren kann.

Zu diesem Zweck hofft Barry Prentice, der das kanadische Unternehmen Buoyant Aircraft Systems International leitet, mit Luftschiffen vorgefertigte Strukturen für Schulen und Wohnungen in entlegene Teile Kanadas zu transportieren, in denen es an guten Straßen mangelt.

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Und Anfang dieses Jahres erhielt das französische Luftschiffunternehmen Flying Whales von der Quebecer Regierung 23 Millionen Dollar für den Bau von Fracht-Zeppelinen.

Der Klimaschutz ist eine drängende Aufgabe, die wir lösen müssen. Wenn die Kosten für Luftschiffen sinken, sind die schwebenden Ballons vielleicht die Alternative, umweltbewusst zu reisen. 

Original: Singularity Hub

Fotos: OceanSky Cruises und Flying Wales