Rüdiger Warnecke: Der Rhein-Erft-Kreis liegt im Westen von Köln. Somit ist die Großstadt unser Oberzentrum und wir leiden stark unter den Verkehrsströmen des Individualverkehrs. Der ÖPNV indes bietet keine ausreichende Alternative: Die Züge sind zu Stoßzeiten brechendvoll und vor den Bahnhöfen sind zu wenige Parkplätze vorhanden für die Menschen, die auf Park & Ride angewiesen sind. Das Zubringernetz zu den Bahnhöfen ist für Nutzer oftmals zeitaufwendig, nicht flächendeckend und daher wenig zufriedenstellend. Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung würden eher auf ein Jobticket verzichten, weil für sie der ÖPNV unattraktiv erscheint. Mobilität ist ein Dauerbrenner, der die Bürgerinnen und Bürger des Rhein-Erft-Kreises negativ belastet.
Wir veranstalten deshalb das EkoForum mit Experten, weil wir uns Lösungen davon versprechen und alle wissen, dass die Strukturen dringend verändert und Hemmnisse abgebaut werden müssen. Wir müssen die Kommunikation verändern, damit die Menschen ihre Unsicherheiten verlieren. Das EkoZet will dazu einen Beitrag leisten und neben der Fachtagung kommen die Bürger zu Wort, weil wir wissen wollen, was ihnen besonders unter den Nägeln brennt und wie wir die Mobilität mit neuen Konzepten verändern können.
Was unterscheidet den ländlichen Raum und welche Mobilitäts-Themen sind im Rhein-Erft-Kreis relevant?
Rüdiger Warnecke: Wir sind ein Flächenkreis mit verdichteten Siedlungsstrukturen, der immer weiter prosperiert. Ein Beispiel: Ich lebe seit 1997 in Rhein-Erft-Kreis. Seitdem ist z.B. die Einwohnerzahl der Stadt Kerpen von 60.890 auf 67.653 gewachsen. Wie in vielen Teilen Deutschlands ziehen Menschen vermehrt in die ländlichen Gebiete, um bezahlbaren Wohnraum zu finden. Im Rhein-Erft-Kreis gibt es außerdem immer neue Gewerbeansiedlungen, weil wir auf der Europastrecke der A4 liegen, die in die Beneluxländer führt und die Logistik prosperiert. Das alles führt zu noch mehr Verkehr. Somit sind mit der Mobilität der Zukunft Fragen verknüpft, die man sich früher im ländlichen Raum nicht stellen musste, aber jetzt Lösungen erfordern.
Welche Ergebnisse erwarten Sie, wo sind Lösungen in Sicht?
Rüdiger Warnecke: Wie in vielen anderen Städten, muss auch Köln durch die Stickoxydwerte mit einem Diesel-Fahrverbot rechnen. Nicht nur deswegen müssen wir den Individualverkehr reduzieren, müssen mehr Bürger umsteigen, auch mal auf das Auto verzichten oder zumindest den Zweitwagen abschaffen oder CO2 neutral bedienen. Das kann aber nur gelingen, wenn das Mobilitätsangebot attraktiver gestaltet ist. Eine Idee für die Zukunft könnte sein, die RWE Bahntrasse nach dem Tagebau weiter zu nutzen, um einen zusätzlichen Schienenverkehr anzubieten, der die Kommunen des Kreises verbindet.
Warum ist die Zukunft der Mobilität eigentlich für das EkoZet ein Thema?
Rüdiger Warnecke: Wir haben als EkoZet einen Auftrag und wollen auch über Alltagsfragen in den Bereichen Erneuenbare Energien und Energieeffizienz informieren. Der Energieverbrauch ist mit den Fragen des Klimawandels verbunden und deshalb gehört die Mobilität dazu. Mit dem EkoForum haben wir ein Format geschaffen, dass sich den Fragen der Zukunft widmet und bei dem es darum geht, Lösungen für den Kreis zu finden. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn am Ende die Experten und Politiker ein Ergebnis formulieren, über das wir dann mit den Bürgerinnen und Bürgern am 6. November 2018 diskutieren. Wir wollen bewusst die Bürgerinnen und Bürger im zweiten Schritt einbinden, um zu erfahren, welche Wünsche sie haben, was sie bewegt und welche Zukunft sie sich für die Mobilität im Rhein-Erft-Kreis vorstellen. Diese Ergebnisse wollen wir in den politischen Raum zurückspiegeln, damit es die Politik in ihren Beratungen berücksichtigen kann