Der Klimawandel ist im Garten angekommen

Thomas Kathöfer ist Chef des Solinger Garten-und Landschaftsbau, ist in dem Großraum Solingen, Wuppertal und Remscheid tätig und steht für alle Belange des Gartenbaus und der Landschaftsgestaltung, der Grabpflege und Winterdienste. Und Thomas Kathöfer war auch Gast des Dialog-Forums der Stadt Solingen und den ZukunftsMachern mit den Titel „Für die Zukunft unserer Enkel. Unternehmen handeln jetzt!

Wie sich der Klimawandel auf den Garten-und Landschaftsbau auswirkt, darüber sprach Elita Wiegand mit Thomas Kathöfer.   

In Ihrer Branche spüren Sie den Klimawandel vermutlich besonders deutlich. Wie verändert sich Ihre Arbeit?

Thomas Kathöfer: Wir merken den Klimawandel nicht nur an der Hitze oder Stürmen, sondern auch daran, dass die Pflege aufwendiger wird. In den trockenen Sommer müssen wir sehr viel mehr gießen und wir bemerken eine längere Wachstumszeit bei den Pflanzen. Das heißt für uns, dass wir früher im Jahr anfangen und später aufhören. Zum Beispiel haben wir früher der Rasen zwölf Mal mähen müssen, heute müssen wir bis 16 Mal ran. Der Klimawandel zeigt sich auch darin, dass es die Pflanzen schwerer haben, sich an das sich verändernde Klima anzupassen. Der Rhododendron oder Erika zum Beispiel sind immer schwieriger wirtschaftlich in Gärten zu halten. Es entstehen für unsere Kunden auch Mehrkosten durch Ersatzpflanzungen.

Kathöfer Der Klimawandel ist im Garten angekommen

Erika leidet unter den Folgen des Klimawandels 

Wie muss man sich auf das veränderte Klima im Gartenbau- und Landschaftsbau einstellen?

Thomas Kathöfer: Wichtig ist, dass man sich den Boden anschaut. Bei der Klimaerwärmung sind sandige Böden am besten geeignet, weil sie das Wasser von oben abführen. Der Sand speichert das Wasser in der Tiefe. Gut ist, wenn man Stauden anpflanzt. Die langen Wurzeln der Stauden stoßen in die Bereiche vor, wo es noch Wasser gibt.

Neben den Pflanzen sind vor allem Bäume von Schädlingen betroffen – der Borkenkäfer ist verbreiteter denn je. Woran liegt das?

Thomas Kathöfer: Die Fichte bestimmt heute weithin das Bild, weil sie in vielen Regionen gepflanzt wurde, in denen sie eigentlich in großen Gruppen oder überhaupt nicht vorkommt. Die großen ökologischen Probleme der Fichtenwälder sind seit langem bekannt – der Klimawandel aber setzt der Fichte besonders zu. Es ist eine flach wurzelnde Baumart, die besonders unter der Trockenheit leidet. Somit bieten sie eine leichte Beute für Insekten wie den Borkenkäfer, der von trockenen Sommern profitiert. Wir haben in diesem Jahr bereits 47 Fichten gefällt, die von dem Wassermangel betroffen waren. Gibt es kein Wasser mehr, können die Bäume kein Harz ausbilden. Dadurch hat der Borkenkäfer zusätzlich viel mehr Angriffsfläche. Wichtig ist aber auch, dass wir auf die Monokulturen im Wald verzichten. Wir brauchen eine Artenvielfalt der Bäume in Mischwäldern, denn die bieten Tier- und Pflanzenarten eine breite Palette an ökologischen Nischen. Mischwälder sind zudem produktiver als Monokulturen, weil sich Kronen- und Wurzelsysteme in Mischwäldern besser mit Nährstoffen versorgen können. Unsere Straßen werden wohl bald nicht mehr mit Ahornalleen gesäumt sein, denn sie verdursten buchstäblich. Stattdessen finden sich dort vielleicht bald Ginko und Gurkenmagnolie. Nun müssen wir weiter erkunden, welche Bäume künftig mit dem veränderten Klima zurechtkommen.

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Die großen ökologischen Probleme der Fichtenwälder sind seit langem bekannt

Zur Nachhaltigkeit gehört auch, dass man auf Pestizide verzichtet. Wie erleben Sie es in Realität?

Thomas Kathöfer: Wir kennen Pestizide hauptsächlich aus der Landwirtschaft. Doch auch in vielen Kleingärten wird die Giftspritze angesetzt. In Deutschland werden in privaten Gärten jährlich immer mehr Tonnen Pestizide verteilt. Im Gartenbau regeln gesetzliche Bestimmungen den Einsatz. Auch wenn der Gesetzgeber einen Riegel davor schiebt, wird es noch vielfach verwendet. Wenn ein Schädlingsbefall im Garten unserer Kunden vorliegt, setzen wir Nützlinge ein. Das ist leider noch nicht so verbreitet und viele sind skeptisch, aber durch den Einsatz, können wir in der Regel auf Insektizide verzichten und wir tragen so zum Natur- und Umweltschutz bei.

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Nützlinge statt Pestizide

Um dem Klimawandel zu begegnen, müssen auch die Städte grüner werden. Wie?  

Thomas Kathöfer: Keine Frage: Unsere Städte müssen grüner werden und vor allem müssen wir mehr Frischluftschneisen schaffen, damit die Temperaturen abgemildert werden. Private Haushalte sind da viel weiter als die Kommunen, denn sie erkennen die Notwendigkeit. Die Kommunen hingegen vertagen das Problem und verstecken sich dahinter, dass das Geld für mehr Grün fehle. Wichtig wäre aber, dass in den Städten mehr Fassaden, Dächer und Innenhöfe begrünt werden. Doch wir Bürgerinnen und Bürger können natürlich auch selbst aktiv werden. Für viele trägt es zum Wohlbefinden bei, wenn es um den Baum auf dem Parkstreifen vor dem Haus oder im Beet am Gehweg sauber und gepflegt ist, auch wenn es nicht das eigene Grundstück ist. In meiner Heimatstadt Solingen freuen sich die Technischen Betriebe über engagierte Anwohnerinnen und Anwohner, die für eine solche Fläche eine Patenschaft übernehmen können. Durch die Patenschaften werden teilweise unansehnliche Brachflächen in grüne Oasen verwandelt. Mehr Grün – mehr Sauerstoff.

Fotos: Thomas Kathöfer und Pixabay

   

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